Wann immer man Sie politisch reinlegen will, erzählt man Ihnen, die Welt wäre komplex, damit Sie sich nicht mehr reingelegt, sondern dumm fühlen.

Alle Politiker, die je ihre Versprechen brechen wollten, haben den Leuten schon immer gesagt, es gebe eine ganz neue Lage und die Welt sei nun mal kompliziert. Genau wie alle Makler immer sagen, es sei eine großartige Zeit, um ein Haus zu kaufen.

Die aktuelle Folge „Achtung, Reichelt!“ sehen Sie hier:

Aber die meisten großen Geschichten in der Politik sind nicht kompliziert, sondern genauso einfach, wie sie aussehen.

Die Wortbrüche des Friedrich Merz

VOR der Wahl sagte Friedrich Merz, er würde per Anweisung ein „faktisches Einreiseverbot für alle ohne Einreisedokumente“ verhängen, inklusive Menschen mit Schutzanspruch. Im Volksmund nennt man es Grenzschließung. Hier noch einmal zur Erinnerung:

NACH der Wahl sagte Friedrich Merz, niemand habe jemals von Grenzschließungen gesprochen, was schlicht gelogen ist, wie Sie hier auf einer Wahlkampf-Quotecard der CDU sehen:

Hier ist nochmal Friedrich Merz:

Das war der erste Wortbruch des Friedrich Merz am Montag nach der Bundestagswahl. Schon das war eine ungeheuerliche Täuschung der Wähler, die der CDU noch einmal den „Vertrauensvorschuss“ gewährt hatten, um den Friedrich Merz sie gebeten, ja geradezu angefleht hatte.

Doch wer das schon für dreist hielt, der konnte nicht ahnen, was da noch kommen würde, und ich zähle mich dazu.

Der komplette Wahlkampf von Friedrich Merz beruhte auf drei Worten: Glaubwürdigkeit, Vertrauensvorschuss und Schuldenbremse. Grüne und Sozialdemokraten verhöhnte Merz nahezu täglich für ihre wahnwitzigen Ideen von schuldenfinanzierter Planwirtschaft.

Friedrich Merz tritt nach dem Auftakt der Sondierungsgespräche mit Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken vor die Presse.

Doch an Tag 8 nach der Bundestagswahl trat Friedrich Merz vors Land und verriet alles, wofür seine Partei im Wahlkampf durchs Land, von Haustür zu Haustür gezogen ist. Alles, was CDU-Wahlkämpfer an Wahlkampfständen im Land den Menschen erzählt, versprochen, geschworen haben. Mit uns keine neuen Schulden. Wer das Land vor den Verschwendern, Verprassern und Geldverbrennern der Sozis und der Grünen Partei retten will, muss jetzt noch einmal CDU wählen.

Jetzt kommt raus: Man hätte genauso gut Robert Habeck wählen können. Dann hätte man vorher wenigstens gesagt bekommen, was man bekommt.

Nichts hat Friedrich Merz so oft und so dramatisch beschworen wie die Schuldenbremse

Er hat sie als DNA der CDU ins Grundsatzprogramm der CDU schreiben lassen. Er hat jeden angeblafft, der mehr Schulden machen wollte. Er hat in jeder Talkshow, in jedem Bierzelt, in jedem TV-Duell, auf jeder Bühne vorgerechnet, dass der Staat mit EINER BILLION EURO Steuereinnahmen auskommen müsse. Selbst die meisten Menschen, die Friedrich Merz nicht geglaubt haben, dass er die Migrationspolitik radikal ändern würde, haben ihm sein eisernes Bekenntnis zu Sparsamkeit, soliden Staatsfinanzen, Ausgabendisziplin abgenommen.

Wer hemmungslos neue Schulden machen wollte, war für Merz verantwortungslos und von Unvermögen gezeichnet.

Hier ist das ultimative Best-Of zu Friedrich Merz und seinem heiligen Versprechen zur Schuldenbremse:

Um es noch einmal unmissverständlich deutlich zu machen, hier noch einmal Friedrich Merz VOR und NACH der Wahl:

Von „unverantwortlich“ zu „machen wir“ in wenigen Tagen.

Immerhin hat die Kanzlerschaft jetzt ein Preisschild. 500 Milliarden Euro steht da drauf. Die gute Nachricht für Friedrich Merz: Er muss das Geld für seine Macht nicht selber zusammenkratzen. Er lässt den Steuerzahler dafür aufkommen. Die Steuerzahler von heute, ihre Kinder und Enkel. Wer CDU gewählt hat, damit der Staat seinen Kindern nicht das Geld wegnimmt, ist betrogen worden.

Welt-Herausgeber Ulf Poschardt, eine der klügsten liberal-konservativen Stimmen des Landes, nennt es bei der Welt schlicht „Der Verrat“. Hier ist er:

Man kann die noch nicht einmal angebrochene Kanzlerschaft von Friedrich Merz schon jetzt wie folgt zusammenfassen: Vor der Wahl: Keine Schulden und keine Migranten mehr. Nach der Wahl: Noch mehr Schulden und noch mehr Migranten.

Nachdem es Friedrich Merz schon nicht gelungen ist, die AfD zu halbieren, versucht er es nun offenbar mit der CDU. Und ich habe das Gefühl, diesmal könnte er Erfolg haben.

Ein Blick auf die Fakten

Friedrich Merz behauptet, innerhalb weniger Stunden habe sich die Lage so sehr geändert, dass der Lauf der Geschichte ihn quasi zum Wortbruch gezwungen habe. Ulf Poschardt nennt das „Verarschung“. Blicken wir also auf die Fakten:

1. Beim GRÖSSEREN Teil der Schulden von fast tausend Milliarden Euro geht es NICHT um Bundeswehr und Sicherheit. Wenn man Ihnen also einreden will, es sei vor allem ein Paket gegen Putin, dann stimmt das nicht. 500 Milliarden Euro und nach der Reform der Schuldenbremse noch mal weitere Milliarden sind für „Infrastruktur“ gedacht. Was ist Infrastruktur? Niemand sagt es uns. Also vermutlich alles, wofür die Sozialdemokraten Geld verpulvern wollen.

2. Es ist vollkommen richtig, die Bundeswehr so zu finanzieren, dass sie unser Land verteidigen kann. Die Bundeswehr ist so dermaßen abgewirtschaftet, dass sie es kaum noch mit der freiwilligen Feuerwehr von Tulsa, Oklahoma aufnehmen könnte. Nur: Das war auch schon vor der Wahl bekannt, besonders in der CDU, denn es war die CDU, die die Bundeswehr über ein Jahrzehnt lang systematisch zerstört hat. Von der Abschaffung der Wehrpflicht über eine Luftwaffe, die nicht mal mehr deutsche Politiker unfallfrei um die Welt fliegen kann, bis zum komplett verschlafenen Zeitalter der Kampfdrohne, von uralten Kampfjets bis zu Schiffen, denen im Einsatz die Munition ausgeht – die Bundeswehr ist eine Trümmertruppe, die Deutschland zum Gespött der Verbündeten macht, wann immer sie sich mal in den Einsatz wagt. Die CDU hat die Sicherheit Deutschlands gefährdet, indem sie unsere Armee abgewirtschaftet hat. Es wäre also nur ehrlich und anständig gewesen, im Wahlkampf klar zu sagen, dass man Schulden machen muss, um die eigenen Fehler mit dem Geld der Steuerzahler zu reparieren. Aber auch hier – nichts als Wählertäuschung. Genau das, was jetzt kommt und in der CDU bekannt war, schloss Merz auf geradezu herrische Weise aus und nannte Schulden für die Bundeswehr verächtlich eine „Einzelmeinung“:

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